Winnefeld-Archäologie-Geschichte-Mensch-Natur und Umwelt:


Die Dorfwüstung Winnefeld liegt im Südwestlichen Solling, ca. 3,5 km. von der Stadtwüstung Nienover entfernt. Vermutlich vom Ende des 12. Jahrhunderts an stand hier eine Siedlung, die im Rahmen der Soester Fehde im Jahr 1447 zerstört wurde. Nach den spärlichen Keramikfunden zu urteilen wurde die Kirche in Winnefeld in die Zeit um 1200 errichtet. Im Jahr 1999 wurde eine erste Prospektion durchgeführt, im Rahmen derer ein erster Grundriß der Kirche angefertigt werden konnte. 
Im Sommer 2002 fand die erste Grabungskampagne statt. Ein Suchschnitt wurde entlang der äußeren südlichen Kirchenmauer gelegt, genau an der Ecke zwischen Chor und Hauptschiff. In einer Tiefe von ca. 1,80 m. wurden gut erhaltene Skelette geborgen. Sie stammten aus verschiedenen Altersgruppen und wiesen Spuren von, für die Zeit von ca. 1200 bis 1447 typischen Gesundheitszuständen vor.
Diesen Sommer sind 2 Grabungskampagnen von je 4 Wochen vorgesehen. Geplant ist es die Fläche entlang der Südmauer der Kirche zu verlängern sowie ein Schnitt im inneren der Kirche zu legen. Hierbei erhoffen wir uns noch einige anthropologische Funde sowie weitere Erkenntnisse über die Beschaffenheit der Kirche. 

1500-500 v. Chr. 
Erste Besiedlung (Oder: Hügelgräber)

250-300 n. Chr. 
In der Nähe römische Münzen vergraben. (größter Schatz römischer Kleinmünzen in Niedersachsen)

Um 1200
Anlage einer großen Waldrodungssiedlung: Winnefeld mit ca. 30x9 Meter großer romanischer Steinkirche und Friedhof.

13. Jh.
Mutmaßlich Blütezeit der Siedlung, schätzungsweise 25 bis 30 Höfe (ca. 100 bis 200 Einwohner) - der Solling wird weitgehend entwaldet.

14 Jh. 
Mutmaßlicher drastischer Rückgang der Besiedlung.

1447 
Zerstörung der Kirche durch marodierende böhmisch-sächsische Hilfstruppen des Erzbischofs von Köln.

Ab 1855 
werden die Kirchensteine, der Eingang zum Friedhof sowie 28 Brunnen sukzessive entfernt.

Ab 2000 
archäologische Untersuchungen des Seminars für Ur- und Frühgeschichte Göttingen in Kooperation mit dem Ökologiezentrum der Universität Kiel, der Universität für Anthropologie in Brno (Tschechische Republik) und dem Niedersächsischen Forstamt Winnefeld. Die Ziele sind die Erforschung und die touristische Erschließung der historischen Kulturlandschaft am Beispiel einer typischen Ländlichen Siedlung, mit einer der größten romanischen Wüstungskirchen in Nord- und Mitteldeutschland. Ebenso wichtig ist die Erhebung von Daten zu den Lebensbedingungen der Menschen im Mittelalter und zur Rekonstruktion der wechselvollen Entwicklung der Natur- und Kulturlandschaft seit den Ende der letzten Eiszeit vor ca. 12000 Jahren.